„ZUHAUSE ZU SEIN, IST IM MOMENT EIN SCHÖNER TRAUM“
Seit Anfang März das kombinierte Spitzenturnier in Indian Wells abgesagt wurde, ruht im professionellen Tennis der gewohnte Spielbetrieb. Wer hätte es noch vor einem halben Jahr gedacht, dass erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg auch Wimbledon, das Turnier der Turniere, der Fixpunkt der ganzen Saison, nicht würde stattfinden können. Und leider war es genau so wenig vorstellbar, dass die Premiere der Bad Homburg Open nicht vom 21. bis 27. Juni 2020 über die neue Bühne gehen würde, sondern erst zwölf Monate später – im Jahr 2021.
Auch wenn es noch keine festen Termine für einen Neustart der WTA Tour gibt, also für die professionelle Frauenserie, rührt sich doch wieder Leben im Tennis. So wird es ab dem 8. Juni eine Deutschland-Serie für Männer und Frauen geben, einen Einladungswettbewerb für jeweils 24 Spielerinnen und Spieler unter Direktion des Deutschen Tennis Bund. Die Frauen bestreiten ihre Vorrundenmatches dabei in Darmstadt, Versmold und Stuttgart, natürlich stets unter strenger Einhaltung der Vorgaben der jeweiligen Behörden.
Die Spiele finden mit einem Stuhlschiedsrichter, aber ohne Linienrichter und Ballkinder statt. Zugesagt haben für die Serie u.a. Laura Siegemund und Anna-Lena Friedsam. „Die Idee einer solchen Serie ist bei den Spielerinnen und Spielern sehr gut angekommen, das zeigen die attraktiven Teilnahmefelder“, sagt DTB-Präsident Ulrich Klaus, „alle Beteiligten werden von dieser wichtigen Aktion in einer schwierigen Lage profitieren.“ Die Finalspieler der Frauen sind in Versmold vorgesehen.
FedCup-Spielerin Julia Görges, die eigentlich auch bei der Premiere der Bad Homburg in diesem Jahr am Start gewesen wäre, sieht ihre lange Profierfahrung als möglichen Vorteil in der Corona-Krise: „Wenn das Signal kommt, dass es wieder losgeht, werde ich im Fitnessbereich vielleicht sogar besser sein“, sagte die 31-jährige in einem „Spox“-Interview, „dann kommt das Tennisspezifische dazu, was natürlich dann über Monate ein bisschen gefehlt hat. Aber ich glaube, dass du über die vielen Jahre, die du gespielt hast auf der Tour, dir das auch rasch wieder erarbeiten kannst und in deinen Rhythmus reinkommst.“ Das „Stay Home“-Leben ist für „Jule“ im Übrigen nicht nur Belastung oder Einschränkung gewesen, ganz im Gegenteil: „Zuhause zu sein, ist im Moment ein schöner Traum, der gerade auf besondere Weise erfüllt wird. Es ist allerdings auch komisch, wenn man aufwacht und feststellt, dass man immer noch in seinem eigenen Bett liegt.“
Und Angelique Kerber, die Turnierbotschafterin der Bad Homburg Open? Sie bekannte gerade in einem Gespräch mit der Zeitschrift „Emotion“, wie schwer es ihr falle, den sportlichen Stillstand auszuhalten. Es sei wie eine „Vollbremsung“, nicht Tennis zu spielen und um die Welt reisen zu können, sagte die Wimbledonsiegerin des Jahres 2018, „vor allem, wenn man Ziele als wichtig ansieht im Leben. Schon als Kind wollte ich viel lieber um Punkte, um einen Lolli oder ein Eis spielen als einfach nur hin und her. In allem, was ich mache, muss ich einen Sinn sehen.“
Hoffentlich geht es baldmöglichst wieder los. Für Angie und für alle anderen WTA-Spielerinnen.